Bei einer Nutzungsänderung in Oranienburg wird aus einem Wohnhaus ein Café mit Gartenterrasse direkt an der Havel.
Was ist dir wichtig bei einem Caféaufenthalt? Anja Schumacher Orte, an denen man die Möglichkeit hat ungehindert seine Umgebung zu beobachten, sind besonders angenehm. Ich mag gerne verfolgen, was draussen passiert, aber auch das Geschehen im Café. Die Umgebung wird zu einer Art Passepartout des Gesprächs. Die Akustik ist auch wichtig, um sich mühelos unterhalten zu können.
Erinnerst du dich an einen Garten, in dem du gerne Zeit verbracht hast? Anne Bruschke Ich denke an den Brixplatz in Berlin. Sobald man ihn betritt, vergisst man den umgebenden Stadtraum. Die Grenzen sind nicht überschaubar. Bewegt man sich, ergeben sich ständig neue Perspektiven. Es ist schön, wenn man einen Ort entdecken kann und nicht auf einen Blick alles durchschaut.
Im Dachgeschoss soll Raum für Gäste entstehen und in dem Zuge wird der bestehende Heizungsraum zu einem Bad umgebaut. Durch das Fortführen des Bodenbelags in den Flur und die angrenzenden Zimmer wirkt der kleine Raum größer. Die Raumnische selber wird mit Terrazzofliesen ausgekleidet und so vom Flur unterschieden. Der Spiegel an der Stirn des Raumes kann die Tiefenwirkung des Raumes nochmal optisch verlängern.
Als Studentinnen haben wir unsere Projekte an der Universität der Künste diskutiert. Seit 2019 gibt es STUDIO BS in Berlin. Eine Zusammenarbeit von Anja Schumacher und Anne Bruschke.
HALLE + ist ein Studienprojekt von STUDIO BS. Wir untersuchen Infrastrukturgebäude im ländlichen Kontext und hinterfragen die bestehende Art zu bauen. Das Projekt sucht nach architektonischen Lösungen, aus anonymen Hallen wertvolle Orte zu schaffen.
Juliane Aleithe im Gespräche mit STUDIO BS über Infrastrukturgebäude im ländlichen Kontext.
Juliane Aleithe Welche Rolle wird dem Land gegenüber der Stadt zugedacht, wenn es um den Anspruch auf gute Architektur geht und was wird Ihrer Meinung nach dabei übersehen?
Anja Schumacher Schaut man sich infrastrukturelle Architektur und Industriebauten im ländlichen Raum an, wird deutlich, dass dort ein enormer wirtschaftlicher Pragmatismus herrscht. Diesen Pragmatismus braucht es. Allerdings weiß ich, dass man diesem Pragmatismus eine andere Form geben kann. Und warum eine andere Form? Bei jedem Eingriff sollte es einen Mehrwert geben –egal ob in der Stadt oder auf dem Land.
Anne Bruschke Große Infrastruktur-Gebäude werden hauptsächlich im ländlichen Raum gebaut, weil der Bodenpreis dort niedriger ist. Auch die Baukosten können in der Stadt höher sein, wenn auf Interessen und Bedürfnisse der Nachbarn Rücksicht genommen werden muss. Wir denken, dass es auch auf dem Land ein Bewusstsein für die Umgebung braucht. Die Ressource Landschaft ist wertvoll und freier Raum knapp.
JA Ist die Bautypologie der ländlichen Industriebauten aus guten Gründen festgelegt bzw. ist sie das überhaupt?
AS Die Form der Industriebauten ist nicht festgelegt, allerdings führen rein wirtschaftliche Gründe zu den bekannten Resultaten. Wir finden, dass wirtschaftliche Gesichtspunkte kein ausreichendes Kriterium für eine bestimmte Form bieten.
JA Auf welche Weise kann Architektur zur Aufwertung einer abgeschriebenen Region beitragen?
AS Architektur ist Teil unseres Lebens. Ist sie aktiviert—also lebendig— wirkt sie anziehend. Die typische Form der Hallen trifft selten auf positive Reaktionen der Anwohner_Innen. Die Frage ist, welche Form es braucht, um sie lebendig werden zu lassen und damit gute Impulse zu setzen.
AB Ein Beispiel: Die Prozesse in den Hallen sind meist verborgen oder unverständlich. Dabei sind sie zum Teil von Bedeutung für die Versorgung eines ganzen Landes. Also durchaus etwas, das Identität schaffen kann. Wenn das Gebäude den passenden Ausdruck für diese Rolle bekäme, würde sich die Akzeptanz der Anwohner_Innen für diese Orte erhöhen.
JA Stellt der Auszug aus dem urbanen Raum, hin in die Vorstädte oder ganz aufs Land die Architektur vor neue Herausforderungen?
AS Als neu würde ich die Herausforderungen nicht bezeichnen. Allerdings wird die vermeintliche räumliche Freiheit zur Herausforderung. Die räumlichen Bezüge auf dem Land haben einen anderen Maßstab als die in der Stadt und auch die baulichen Ordnungen sind weniger festgelegt.
AB Um trotzdem gute Orte mit und für die Hallen zu schaffen, muss jeder Ort einzeln betrachtet werden, und für die jeweiligen Orte müssen situative Kriterien entwickelt werden. Die ungeklärten Verhältnisse bieten dabei Raum für neue Lösungen.
Schritt 1: Die Umgebung aktivieren
Schritt 2: Nutzungsüberschneidungen schaffen
Schritt 3: Der Halle ein Gesicht geben
Bei einer Nutzungsänderung in Oranienburg wird aus einem Wohnhaus ein Café mit Gartenterrasse direkt an der Havel.
Was ist dir wichtig bei einem Caféaufenthalt? Anja Schumacher Orte, an denen man die Möglichkeit hat ungehindert seine Umgebung zu beobachten, sind besonders angenehm. Ich mag gerne verfolgen, was draussen passiert, aber auch das Geschehen im Café. Die Umgebung wird zu einer Art Passepartout des Gesprächs. Die Akustik ist auch wichtig, um sich mühelos unterhalten zu können.
Erinnerst du dich an einen Garten, in dem du gerne Zeit verbracht hast? Anne Bruschke Ich denke an den Brixplatz in Berlin. Sobald man ihn betritt, vergisst man den umgebenden Stadtraum. Die Grenzen sind nicht überschaubar. Bewegt man sich, ergeben sich ständig neue Perspektiven. Es ist schön, wenn man einen Ort entdecken kann und nicht auf einen Blick alles durchschaut.
Im Dachgeschoss soll Raum für Gäste entstehen und in dem Zuge wird der bestehende Heizungsraum zu einem Bad umgebaut. Durch das Fortführen des Bodenbelags in den Flur und die angrenzenden Zimmer wirkt der kleine Raum größer. Die Raumnische selber wird mit Terrazzofliesen ausgekleidet und so vom Flur unterschieden. Der Spiegel an der Stirn des Raumes kann die Tiefenwirkung des Raumes nochmal optisch verlängern.
Als Studentinnen haben wir unsere Projekte an der Universität der Künste diskutiert. Seit 2019 gibt es STUDIO BS in Berlin. Eine Zusammenarbeit von Anja Schumacher und Anne Bruschke.
HALLE + ist ein Studienprojekt von STUDIO BS. Wir untersuchen Infrastrukturgebäude im ländlichen Kontext und hinterfragen die bestehende Art zu bauen. Das Projekt sucht nach architektonischen Lösungen, aus anonymen Hallen wertvolle Orte zu schaffen.
Juliane Aleithe im Gespräche mit STUDIO BS über Infrastrukturgebäude im ländlichen Kontext.
Juliane Aleithe Welche Rolle wird dem Land gegenüber der Stadt zugedacht, wenn es um den Anspruch auf gute Architektur geht und was wird Ihrer Meinung nach dabei übersehen?
Anja Schumacher Schaut man sich infrastrukturelle Architektur und Industriebauten im ländlichen Raum an, wird deutlich, dass dort ein enormer wirtschaftlicher Pragmatismus herrscht. Diesen Pragmatismus braucht es. Allerdings weiß ich, dass man diesem Pragmatismus eine andere Form geben kann. Und warum eine andere Form? Bei jedem Eingriff sollte es einen Mehrwert geben –egal ob in der Stadt oder auf dem Land.
Anne Bruschke Große Infrastruktur-Gebäude werden hauptsächlich im ländlichen Raum gebaut, weil der Bodenpreis dort niedriger ist. Auch die Baukosten können in der Stadt höher sein, wenn auf Interessen und Bedürfnisse der Nachbarn Rücksicht genommen werden muss. Wir denken, dass es auch auf dem Land ein Bewusstsein für die Umgebung braucht. Die Ressource Landschaft ist wertvoll und freier Raum knapp.
JA Ist die Bautypologie der ländlichen Industriebauten aus guten Gründen festgelegt bzw. ist sie das überhaupt?
AS Die Form der Industriebauten ist nicht festgelegt, allerdings führen rein wirtschaftliche Gründe zu den bekannten Resultaten. Wir finden, dass wirtschaftliche Gesichtspunkte kein ausreichendes Kriterium für eine bestimmte Form bieten.
JA Auf welche Weise kann Architektur zur Aufwertung einer abgeschriebenen Region beitragen?
AS Architektur ist Teil unseres Lebens. Ist sie aktiviert—also lebendig— wirkt sie anziehend. Die typische Form der Hallen trifft selten auf positive Reaktionen der Anwohner_Innen. Die Frage ist, welche Form es braucht, um sie lebendig werden zu lassen und damit gute Impulse zu setzen.
AB Ein Beispiel: Die Prozesse in den Hallen sind meist verborgen oder unverständlich. Dabei sind sie zum Teil von Bedeutung für die Versorgung eines ganzen Landes. Also durchaus etwas, das Identität schaffen kann. Wenn das Gebäude den passenden Ausdruck für diese Rolle bekäme, würde sich die Akzeptanz der Anwohner_Innen für diese Orte erhöhen.
JA Stellt der Auszug aus dem urbanen Raum, hin in die Vorstädte oder ganz aufs Land die Architektur vor neue Herausforderungen?
AS Als neu würde ich die Herausforderungen nicht bezeichnen. Allerdings wird die vermeintliche räumliche Freiheit zur Herausforderung. Die räumlichen Bezüge auf dem Land haben einen anderen Maßstab als die in der Stadt und auch die baulichen Ordnungen sind weniger festgelegt.
AB Um trotzdem gute Orte mit und für die Hallen zu schaffen, muss jeder Ort einzeln betrachtet werden, und für die jeweiligen Orte müssen situative Kriterien entwickelt werden. Die ungeklärten Verhältnisse bieten dabei Raum für neue Lösungen.
Schritt 1: Die Umgebung aktivieren
Schritt 2: Nutzungsüberschneidungen schaffen
Schritt 3: Der Halle ein Gesicht geben